Unterschiedliche Haupteigenschaften bei Tennisschuhen
Im Test: „Stabile“ Tennisschuhe vs „schnelle“ Tennisschuhe
Fazit für Lesemuffel: Achtet bei Produktbeschreibungen darauf welche Eigenschaft zuerst genannt wird! Stabilität oder Komfort (Speed, Leichtigkeit etc). Gerade im mittleren Preissegment enorm wichtig!
Im Spätjahr 2016 waren wir mit unserem Tennisschuh Test Pensum eigentlich durch. Ich hatte zuletzt den Nike Vapor Advantage, quasi einen kleineren Bruder des Nike Vapor Tour. Entgegen unserer normalen Vorgehensweise bot sich hier ein Quervergleich an der zunächst unfair erscheint, aber für beeindruckende Erkenntnisse sorgte. Ich spielte den kleinen Vapor im Wechsel mit dem unglaublich stabilen Babolat Propulse.
Versuchsaufbau – Testkandidaten
Nike Vapor Advantage Allcourt
Der zuletzt durchgängig getragene Nike Vapor Advantage ist ein schneller aber dennoch recht stabiler Schuh im mittleren Preissegment. Das Innenleben fühlt sich überall sehr komfortabel an. In Sachen Stabilität habe ich beim „kleinen“ Vapor nie etwas vermisst, was sicher auch an meinem Gewicht liegt, denn bei leichteren Spielern treten weniger große Kräfte in Extremsituationen auf. Die Allcourt-Sohle hat annähernd durchgehendes Fischgrätprofil, bietet also auch auf Sand tollen Grip. Rundum also ein für mich toller Schuh.
Babolat Propulse 3 Allcourt
Einen anderen Schuh dieser Preisliga hatte ich im Spätsommer 2016 mit dem Babolat Propulse 3 Allcourt gefunden. Ein Schuh der primär auf Stabilität ausgelegt ist, und das auch völlig kompromisslos liefert. Dem sieht man schon auf den ersten Blick an was Sache ist. Viele stabilisierende Elemente im Obermaterial, sehr starke Unterstützung in der Sohle im Mittelfuß zwecks Torsionsstabilität. Und als ob das nicht schon genug wäre, kommt der Propulse 3 noch mit zwei Klettverschlüssen daher, die es erlauben zusätzlich Druck an der Ferse und über dem Span aufzubauen. Die Allcourt-Sohle hat in keinster Weise ein Fischgrätprofil, dazu aber später mehr.
Normalerweise spielen wir Tennisschuhe im Test mindestens 20 Stunden am Stück und tragen vorher oder nachher ein recht ähnliches Modell um so Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Hier, gegen Ende der Saison, sind wir davon mal bewusst abgewichen. Beide Schuhe waren eingelaufen und wurden über gut zwei Wochen im stündlichen Wechsel getragen.
Ergebnis im Gebrauchstest – So unterschiedlich können Tennisschuhe sein!
Am oberen Ende der Preisskala vereinen Tennischuhe die zwei Eigenschaften Stabilität und Komfort fast gleichwertig und es fällt oft schwer zu erahnen worauf der Fokus bei der Entwicklung lag.
In diesem Testsetup mit mittelpreisigen Schuhen wurde völlig klar wo der Unterschied liegt, wenn entweder auf Stabilität oder Komfort abgezielt wurde.
Gefühl im Spiel
Beide, der Vapor Advantage als auch der Propulse, sind jeweils top in dem für was sie stehen. Der Nike ist ein absolut komfortabler Schuh und im mittelschnellen Spiel vermisst man nichts. Beim direkten Wechsel in den Propulse spürt man jedoch schon beim Anziehen, was jetzt kommt. Ein eng anliegender Schuh, der rundum direkten, strammen Kontakt liefert. Keine Belastungssituation sorgt hier auch nur annähernd für ein schwammiges, ungutes Gefühl. Der Schuh überzeugt im Extrembereich auf ganzer Linie. Das einzige was weniger Spaß macht: die zwei-drei gemächlichen, ganz „normalen“ Schritte zum nächsten einfachen Ball.
Wieder im Nike Advantage kommt exakt das gegenteilige Gefühl auf. Das ist wie der Wechsel vom Skischuh in die Sneaker nach einem Tag auf der Piste. Komfort pur aber im Gegenzug fehlt dann doch auf einmal etwas.
Traktion
Wir sprechen hier von zwei Allcourts, gespielt wurde auf Sand. Nicht ideal, aber für beide fair! Der Nike mit seiner fast durchgängigen Fischgrätsohle liefert tollen Grip. Was der Propulse an Steifigkeit und Impulsübertragung gewinnt, verliert er leider hier durch die Allcourtsohle und daraus resultierende Traktionsverluste. Das Profil ist schnell voll Sand, der Schuh wird glatter und glatter.
Was bleibt als Fazit?
Beide Tennisschuhe aus der mittleren Preisklasse sind absolut empfehlenswert, keiner ist schlechter oder besser. Was jedoch ganz deutlich wird, ist die Herangehensweise bei der Entwicklung. Beiden merkt man im direkten Vergleich an, worauf der Fokus lag, und was sekundäres Merkmal war. Ein Unterschied den man im Hochpreissegment so nicht findet, da beide Eigenschaften nahezu perfekt getroffen werden.
Achtet beim Kauf von mittelpreisigen Tennisschuhen darauf was in der Beschreibung zuerst genannt wird!
„…der xy ist ein stabiler, robuster Tennisschuh, der ebenso mit Komfort und Atmungsaktivität punkten kann…“
ist oftmals ein völlig anderer Schuh wie der
„…yz, der Komfort und Schnelligkeit ausstrahlt und dein Spiel mit hervorragender Stabilität unterstützt…“
Beide toll, beide empfehlenswert, aber man muss wissen was man tut wenn man xy oder yz wählt!